Abschiedsraum zur Abschiednahme

Ein Abschiedsraum ist für ein für die Abschiednahme eingerichteter und zur Verfügung gestellter Raum in Bestattungsinstituten, Krematorien, Hospizen, Kliniken und anderen Einrichtungen, um den Angehörigen die Gelegenheit zu bieten, von dem Verstorbenen bzw. der Verstorbenen Abschied zu nehmen. Diese Abschiednahme kann an einem offenen oder geschlossene Sarg stattfinden. Der Abschiedsraum dient Familien, Freunden und Angehörigen von sterbenden oder bereits verstorbenen Personen zur Verabschiedung. Hier kann der Verstorbene bzw. die Verstorbene ein letztes Mal von ihren Lieben gesehen werden. In Kliniken, Hospizen und anderen Institutionen steht für den Abschiedsraum auch ein Seelsorger, mit oder ohne Konfession, bereit, der in der schweren Zeit der Abschiednahme tröstend zur Seite steht. Wenn der Verstorbene bzw. die Verstorbene in einem Bestattungsinstitut aufgebahrt wird, kann den Hinterbliebenen ebenfalls ein Seelsorger oder ein Bestatter zur Seite stehen.

Bei der Abschiednahme in einem Abschiedsraum steht meist der offene Sarg an einer bestimmten Stelle im Raum, in dem der Verstorbene bzw. die Verstorbene aufgebahrt liegt. Außerdem sind in einem Abschiedsraum häufig Kerzen aufgestellt, die angezündet werden können – oder es beim Betreten des Raumes bereits sind. Das Licht einer Kerze gilt als Symbol. Es symbolisiert die unsterbliche Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Diese Symbolik ist vor allem im Christentum verbreitet. Hier symbolisiert sie die Auferstehung und Jesu Triumph über den Tod. Ebenfalls werden in der Kerze die Geschichte von Jesus Christus offenbart. Er ist das Licht, das in die Welt kam, um die Dunkelheit zu erhellen. Muslime sehen in dem Licht der Kerze ebenfalls Hoffnung und Zuversicht. Im Judentum spielt das Kerzenlicht auch eine große Rolle. Beim Fest Chanukkia werden acht- oder neunarmige Leuchter entzündet. Ferner finden sich in einem Abschiedsraum Sitzgelegenheiten, um dort dem Verstorbenen bzw. der Verstorbenen zu gedenken.

Phasen der Trauerarbeit

Aus der Psychologie ist bekannt, dass die Trauerarbeit in fünf Phasen gegliedert ist. Diese Phasen müssen allesamt durchlaufen werden, wobei auch einzelne Phasen übersprungen oder nachgeholt werden können. Dies ist sehr individuell. Zu den Phasen gehören

  1. Leugnung,
  2. Wut,
  3. Verhandlung,
  4. Depression und
  5. Akzeptanz.

Die erste Phase, die Phase der Leugnung, kann bereits in einem Abschiedsraum bewältigt werden, denn die verstorbene Person kann hier gesehen und gefühlt werden, was wichtig ist, um nicht leugnen zu können, dass der Verstorbene bzw. die Verstorbene wirklich tot ist. Bei einem Unfalltod oder einem sehr plötzlichen Tod ist es möglich, dass das Gehirn aufgrund der Stresssituation leugnen kann, dass der Tod tatsächlich eingetroffen ist. Hier wirkt auch die gemeinsame Trauer entgegen. Sie gibt Halt in einer schwierigen Zeit und ist für eine Trauerbewältigung von enormer Bedeutung.

Leider gibt es Situationen, in denen es nicht möglich ist, eine Person in einem Abschiedsraum Lebewohl zu sagen. Hierzu gehört beispielsweise der Umstand, dass der Verstorbene bzw. die Verstorbene an einer weiterhin infektiösen Krankheit verstorben ist. Hierzu gehört zum Beispiel die durch Bakterien verursachte Tuberkulose. Bei einer SARS-CoV-2-Infektion wird laut Robert-Koch-Institut von einer Abschiednahme in Abschiedsräumen abgeraten. Da aber die Übertragungswege des SARS-CoV-2-Virus denen einer Grippe gleichen, ist die Gefahr einer Tröpfcheninfektion anzuerkennen. Von ihnen gehe aber keine allgemeine Infektionsgefährdung aus. Daneben sind auch Ansteckungen über die Bindehaut möglich.

In einem Abschiedsraum können Hinterblieben, Freunde und Angehörige trauern – dies in geordneter und angemessener Atmosphäre. Damit werden psychologisch wichtige Funktionen erfüllt. Dennoch muss jeder Mensch selbst entscheiden, ob er diese Gelegenheit wahrnimmt.